Dies ist eine Geschichte von Beständigkeit, Ausdauer und ehrenamtlichem Einsatz für die offene Jugendarbeit. 1976 gründeten einige Eynattener Jugendliche die GOE Jugendheim Eynatten beeinflusst durch die 68er Bewegung.
Diese trat ein für mehr Eigenständigkeit und Freiheit gegenüber der älteren Generation. Die Eynattener Jugendlichen wünschten sich eigene Räumlichkeiten und vor allem Selbstverwaltung.
Ziel des Jugendzentrums ist es bis heute, Anlaufstelle für Jugendliche ab 12 Jahren zu sein, die nicht „organisiert“ sind und sich nicht in Vereine einschreiben wollen. Ohne Mitgliedschaft und ohne Zwang können Jugendliche egal welcher Herkunft und egal welcher Weltanschauungen mitmachen, sich treffen und Projekte durchführen.
Einer der Mitgründer war Josef Croé (Jahrgang 1956), der auch heute noch im Verwaltungsrat des heutigen Jugendtreffs Inside sitzt. Fast acht Jahre hat diese Gruppe um Josef Croé ehrenamtlich Öffnungszeiten gewährleistet, mit öffentlichen Stellen verhandelt und ihre Räume verwaltet. Einer der ersten aktiven Jugendlichen, Dieter Scheiff (Jahrgang 1961), ist in den 80er Jahren zum jungen Verwaltungsrat des Jugendheim Eynatten hinzugestoßen und heute noch aktiv dabei.
Professionell aufgestellt
Um 1985 konnte das Jugendheim Eynatten den ersten hauptamtlichen Animator einstellen. 1993 trat Werner Kalff diese Halbtagsstelle an. Er arbeitet bis heute im Jugendtreff Inside. Der Verwaltungsrat – jahrelang durch Josef Croé als Präsident geleitet – hat immer wieder Jüngere mit ins Boot geholt. Bis heute bilden junge und alte Mitglieder einen aktiven Verwaltungsrat, der sich einmal im Monat trifft. Seit vier Jahren leitet ihn David Kirschvink als Präsident. Im Laufe der Jahre hat sich nicht nur das Angebot erweitert. Der Jugendtreff Inside ist auch personell gewachsen. Das neue Jugenddekret von 2012 sah die Schaffung eines Dachverbands für die Großgemeinde Raeren vor. Es gab Widerstand, aber trotz der Mitgliedschaft des JT Inside beim Dachverband „JURA“ konnte der Jugendtreff eigenständig bleiben – unter Auflagen der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Das Inside passt sich neuen Anforderungen immer wieder an, um weiterhin aktive offene Jugendarbeit anbieten zu können.
Der offene Bereich, wo Jugendliche sich zwanglos treffen können, ist durch die Projektarbeit erweitert worden. Dadurch können auch andere Jugendliche erreicht werden und eine aktivere Teilnahme von Jugendlichen wird möglich.
… und immer wieder Musik
Ende der 80er wurde Nico Halmes hauptamtlicher Animator. Er organisierte damals mit einer Gruppe sehr engagierter Rockfans mehrere Jahre erfolgreich Rockkonzerte. Darunter das „Rock On“, eines der größten Open-Air-Konzerte in Ostbelgien. Musik war immer ein wichtiges Medium, um mit Jugendlichen zu arbeiten und sie einzubinden, z. B. durch das Organisieren von Konzerten oder Musikkursen. Durch die Musikkurse ist im Jahr 2006 das „Rock Inside“ entstanden – eine ganz eigene Erfolgsgeschichte! Das Inside stellt jungen Musikern eingerichtete Proberäume zur Verfügung. Zurzeit sind es zwei Räume in Eynatten und einer in Eupen. Junge Musiker, die in einer Band spielen wollen, haben die Möglichkeit, von einem Musikcoach begleitet zu werden. Neben einem kleinen Studio verfügt der Jugendtreff Inside auch über eine eigene PA- und Licht-Anlage. Eine Gruppe von Jugendlichen betreut diese Anlagen und hilft bei der Organisation von Konzerten z. B. im Rahmen des Eupen Musik Marathons.
Werner Kalff, der 1993 gleichzeitig im Königin-Fabiola-Haus (Wohnheim für Menschen mit mentaler Behinderung) beschäftigt war, war es wichtig, Jugendliche mit einer Beeinträchtigung einzubinden. Sei es bei EU-Jugendbegegnungen oder im Musikprojekt: Seit Jahren gibt es eine eigene Band mit Jugendlichen mit einer Beeinträchtigung (Exchange) sowie das jährliche Sommercamp für Jugendliche mit und ohne Behinderung.
Im Laufe der Jahre sind neue Projekte hinzugekommen: das Zirkuslager, das seit fünf Jahren in den Osterferien stattfindet oder das Fahrsicherheitstraining für junge Autofahrer, woran in den letzten sieben Jahren über 500 Jugendliche teilgenommen haben. Der Kinderrat der Gemeinde Raeren, der seit über fünf Jahren besteht, wird auch vom Jugendtreff Inside begleitet.
Vernetzung über die Generationen hinweg
Seit drei Jahren gibt es das Jugendtheater, das vom Theaterpädagogen Jörg Lentzen geleitet wird. Aktuell sind 26 Jugendliche dabei. Zwei Gruppen führen sozialkritische Stücke auf. Im Mai 2017 wird das Stück „rechte Freunde“ aufgeführt, das die Jugendlichen selbst geschrieben haben. Ob eigenen PC-Raum, Internetcafe für Jung und Alt, Organisation der Eynattener Kirmes mit drei anderen Vereinen oder die Mitgliedschaft in der neuen Dorfhaus Eynatten VOG – der Jugendtreff nimmt aktiv am Dorfleben teil.
Seit vielen Jahren führt der Jugendtreff eigene EU-Jugendbegegnungen durch und war auch selber im europäischen Ausland zu Besuch. Im Jahr 2016 war das Thema „Alt und Jung mit Musik“. Junge Musiker aus vier verschiedenen Ländern haben auch mit Bewohnern des Raerener Altenheims zusammen gesungen und gespielt.
Netzwerkbildung und Zusammenarbeit werden im Jugendtreff Inside großgeschrieben: Inside betreibt mit dem Seniorenbeirat ein gemeinsames Internetcafé. Mit der Seniorenwerkstatt Raeren erstellt der Treff eine Bücherbox in einer ehemaligen Telefonzelle. Der Jugendtreff Inside arbeitet auch mit der Gemeinde und dem ÖSHZ zusammen. So fahren Inside-Mitarbeiter das Schulessen aus. Außerdem hat der Jugendtreff eine Person über Artikel 60/7 des ÖSHZ eingestellt, die den Fahrdienst für Migranten gewährleistet, die einen Sprachkurs belegen. Dies ist nur möglich, weil der Jugendtreff Inside auch über eigene Minibusse verfügt.
Zeiten ändern sich – das Inside auch
Dass sich die Jugendarbeit immer wandelt und wir in einer multimedialen Zeit leben ist dem Jugendtreff bewusst (eigene Facebookseite, Filmbeiträge auf YouTube etc.). Auch die Musikrichtung ändert: Gab es vor vier Jahren noch 14 Bands, die in den Räumen probten, so ist im Moment elektronische Musik oder RAP angesagt. So verwundert es nicht, dass vor kurzem das erste RAP-Konzert im Inside stattfand.
Flexibilität zeichnet den Jugendtreff Inside aus: sich immer wieder in Frage stellen, versuchen, auf Bedürfnisse und auf Bedarfe einzugehen … Die Vielfalt und das breite Angebot sind nicht nur durch die personellen Ressourcen möglich, sondern vor allem durch eine kontinuierliche Arbeit im Verwaltungsrat. Der ist immer offen für neue Mitglieder und unterstützt die vielfältige Arbeit.
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